Bhikkhuni Triệt Như – Singen am Himmel – Post 26
Übersetzt ins Deutsche von Quang Định
YATHĀBHŪTA & ILLUSION
Sind zwei wichtige Wahrheitsmerkmale im Zen-Buddhismus. Das zu sagen ist eigentlich nicht richtig, weil diese auch die Wahrheitsmerkmale in der Welt und nicht nur im Buddhismus sind.
In Pāli und in Sanskrit spricht man von Yathābhūta
Yathā: so wie es ist, gleich
Bhūta: die Wahrheit, die Realität
Wir nehmen die Welt mit unseren sechs Sinnesorganen wahr: Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper und Geist. Durch diese sechs Wahrnehmungstüren nimmt der Geist die weltlichen Phänomene als real wahr. Die erste, unmittelbare Wahrnehmung ist relativ objektiv, da der Geist in diesem Augenblick noch keine Gedanken, keinen Vergleich, keine Analyse, keine Unterscheidung oder Gefühle erzeugt. Aber nach Ansicht eines Erleuchteten ist diese Wahrnehmung auch nicht wirklich real. Denn eine Wahrnehmung durch die Sinnesorgane bedeutet, dass diese Wahrnehmung bereits durch einen Filter aufgenommen wurde, daher sagte der Buddha, dass diese Wahrnehmung nur „wie echt“ ist.
Jedoch ist es eine wichtige und angemessene Übungsmethode im ersten Schritt unserer Praxis, die Sinnesorgane: Sehen, Hören, Berühren und Fühlen, anzuwenden. Wir nehmen das Objekt wahr, so wie es ist.
Es ist angemessen, weil:
- Ob man ein Laie oder ein Ordinierter ist, man hat immer noch Kontakt mit der Außenwelt.
- Man benutzt dauernd die Sinnesorgane im alltäglichen Leben.
- Da der Geist noch nicht rein ist, hat man noch Gemurmel im Kopf.
- Man kann diese Methode im alltäglichen Leben anwenden.
- Der Geist wird dann langsam ruhig, wenn man das Objekt so wahrnimmt wie es ist.
- Der Geist wird langsam objektiv, er macht keinen Vergleich, kein Vorurteil mehr.
- Der Geist wird langsam rein und ausgeglichen. Er wird frei von Gier, Hass und Verblendung sein.
Der ruhige Geist führt zu Bewusstsein und Gewahrsein.
Der objektive Geist führt zu Citta- Tathā.
Der reine Geist ist der wahre Geist. Citta- Tathā oder Soheit-Geist.
Kurz gesagt, man kann die Yathābhūta-Technik von dem ersten bis zum letzten Schritt üben. Man erkennt und lebt mit seinem eigenen ruhigen, klaren, objektiven Geist.
Nun reden wir über Illusion
Illusion heißt in Pāli und Sanskrit: Māyā.
Illusion bedeutet unecht, vorübergehend, sich ständig verändernd, instabil, nicht real… Es bedeutet zwar auch vergänglich, aber die Bedeutung der Illusion ist noch viel tiefer und stärker.
Illusion (Form) kann durch Sinnesorgane wahrgenommen werden. Diese Phänomene ändern sich ständig: Erscheinen, Bestehen, Verformen und Verschwinden. Geburt-Alter-Krankheit und Tod wiederholen sich Tag für Tag.
Illusion (Geist, Natur): Wahrnehmung der Unechtheit durch die Erkenntnis über Kausalität, dass alle Phänomene nur durch Ursachen- und Wirkungsprinzip entstehen können. Daher haben sie alle also kein Ego, keine Substanz, keine Selbstexistenz. Ihre Essenz ist leer. „Nicht-Selbst“. Der Buddha betrachtete die Welt als eine Illusion, ihre Erscheinung ist eine Illusion, ihre Natur ist auch eine Illusion.
In der Geschichte des Buddhismus gab es eine Gruppe, die sagte: „Diese Welt ist nur ein Aschenhaufen“. Diese Behauptung scheint nur auf die ontologische Seite zu betrachten. Sie ignoriert die wahre Seite des Phänomens, da die Phänomene ja in der Wirklichkeit existieren, auch wenn sie nur für eine Nanosekunde da sind. Die folgenden letzten vier Sätze des Diamant-Sutras besagen:
Wie einen Stern, eine Luftspiegelung, eine Butterlampe,
wie Illusion, Tautropfen, Luftblasen im Wasser,
wie einen Traum, einen Blitz, eine Wolke -
so sieh alles an, was zusammengesetzt ist.“
Diese berühmten Verse definieren, dass die Welt völlig leer ist, sie hat nicht etwas Festes, daher ist die Welt eine Illusion.
Wenn jemand die Bedeutung von Illusionsform und Illusionsnatur erkennt und mit ihr im alltäglichen Leben lebt, kann man annehmen, dass er eine Erkenntnis über Illusion besitzt und wenn sein Geist dabei unerschütterlich ruhig bleiben würde und er würde nicht mehr am Umfeld festhalten, kann man sagen, dass er Samadhi erreichen würde. Wenn man ein Phänomen so betrachtet, so wahrnimmt, wie es ist, spricht man im Sutra von einer wahren Wahrnehmung, einem transzendentalen Wissen. {Nanam (Pāli)—Jnana (Sanskrit)}
Und warum sagt man nur „wie“?
„Real“ und „Illusion“ sind 2 Arten von Wahrnehmungen, die Gegensätze zueinander sind. Wir würden in zwei logische Extreme verfallen, wenn wir behaupten würden, dass etwas illusorisch oder real wäre. Aus diesen Gründen wurde in vielen Sutren „wie Illusion“ oder „wie Echt“ geschrieben und nicht die Illusion oder das Reale.
„Wie echt“ ist sozusagen ein gewöhnliches Weltwissen – Gewöhnliche Wahrnehmung durch Sinnesorgane. • Wie Illusion ist sozusagen eine Wahrnehmung der Weisheit, nicht durch die Sinnesorgane.
Jedoch wenn man die Phänomene mit „Yathabuhta“ betrachtet, hat man schon eine Weisheit und wenn man die Phänomene „wie eine Illusion“ betrachtet, benutzt man schon eines der Sinnesorgane.
Daher ist „wie Echt“ oder „wie eine Illusion“ also der Mittelweg. Sie fallen nicht in die beiden Extreme Ja und Nein der dualistischen Logik.
Bejahung heißt: es gibt eine stabile Existenz aller Dinge (Die Ewigkeit)
Verneinung heißt: es gibt keine Existenz aller Dinge (Nihilismus)
Der Mittelweg{Mādhyamā-pradipadā (S), Majjhimāpaṭipadā (P)}erkennt die Existenz aller Dinge, auch wenn sie nur für einen Moment da sind. Aus diesem Grund sagte der Buddha, dass ihre Existenz nur wie Echt ist. Anders gesagt:
Realität ist nicht 100%ig echt aber auch nicht 100%ig illusorisch.
Oder
„Das Gerade jetzt“ existiert, ist „echt“ und gleichzeitig „illusorisch“.
Oder
In der Realität ist eine Illusion vorhanden und in der Illusion existiert eine Realität.
Oder
Im Winter existiert bereits der Frühling und im Frühling beginnt der Herbst.
Oder
Mit Geburt beginnt der Tod und mit Sterben entsteht die Geburt.
Aus diesem Grund spricht man im Buddhismus davon, dass die Entstehung eine Scheinentstehung und die Auflösung nur eine Scheinauflösung ist.
So ist das Leben, liebe Freunde
Meditationshalle, den 10- 1- 2023
TN
Link zum vietnamesischen Artikel: https://tanhkhong.org/p105a3541/nhu-thuc-va-nhu-huyen