Bhikkhuni Triệt Như – Singen am Himmel – Post 22
Übersetzt ins Deutsche von Quang Định
84.000 KULTIVIERUNGSWEGE
Wir haben seit Tagen über Mahāgosinga Sutta gesprochen. Alle sechs Arahats stellten das ideale Bild eines weisen und tugendhaften Bhikkhu dar, der in dieser Nacht den Wald mehr erhellen konnte als ein Vollmond. Es mag sein, dass ihr Kultivierungsweg nicht derselbe ist, aber das Endergebnis ist das gleiche: „ein Leben in Reinheit und Weisheit vollenden, um sich selbst und der Welt zu helfen“.
Zum Schluss sagte Buddha:
„ Ihr habt alle gut gesprochen, Sāriputta, jeder auf seine Weise.
Hören Sie mir alle aber bitte zu, welche Art von einem Bhikkhu diesen Sàlawald von Gosiïga erleuchten kann:
Freund Sāriputta, wenn ein Bhikkhu von seiner Almosenrunde zurückkehren würde und er sich nach dem Essen im Lotussitz hinsetzen würde, seinen Körper gerade aufrichten, die Achtsamkeit vor sich hinstellen und beschließen würde: „Ich werde diesen Schneidersitz nicht abbrechen bis mein Geist von allen Flecken und Anhaftungen befreit wird.’
Diese Art von Bhikkhu könnte diesen Sàlawald von Gosinga erleuchten.“
Was erfahren wir dadurch? Der Buddha hat nicht gelehrt, was für einen gewöhnlichen Mensch weit und breit nicht machbar ist: „man muss kein extremes Askese-Leben führen, man muss sich nicht unbedingt einsam in die Berge zurückziehen, man muss keine außergewöhnliche Fähigkeit wie Übernatürliche Kräfte (Dibbacakkhu) besitzen…Was man tun soll, ist nur, eine einfache Praxis regelmäßig üben: morgens einen Almosengang machen, nach dem Essen einen ruhigen Platz finden und sich dort hinsetzen, die Beine kreuzen, den Rücken gerade halten und die Achtsamkeit vor sich hinstellen. Das wäre es.
Was ist die Achtsamkeit? Achtsamkeit oder das Gewahrsein heißt in Pāli Sati, in Sanskrit heißt es Sṁrti: eine spirituelle oder psychologische Fähigkeit (Indriya), die einen wesentlichen Teil der buddhistischen Praxis bildet. Verbales Gewahrsein oder nonverbales Gewahrsein. Je klarer das Gewahrsein (Bewusstsein) ist, desto ist tiefer die Erkenntnis (Weisheit). Wenn man nicht weiß, was man gerade tut oder wie man sich im Moment anfühlt, ist man abgelenkt. Der Geist geht entweder zurück in die Vergangenheit oder Voraus in die Zukunft. Das heißt der Körper befindet sich hier aber sein Geist befindet sich woanders. Dann wird die aktuelle Arbeit nicht zu Ende gemacht werden können und die andere Arbeit auch nicht angefangen werden können. Es ist quasi ein Leben ohne ein klares Ziel. Man ist unentschlossen, geistesabwesend, abgelenkt.
Buddha verlangte nur eins: “Die Achtsamkeit vor sich hinzustellen“. Egal welches Sinnesorgan man benutzt, muss die Wahrnehmung vorhanden sein:
- Wenn wir ein Objekt sehen, nehmen wir das Objekt, welches gerade vor unseren Augen steht, objektiv wahr, wie es ist.
- Wir machen die Augen zu und wir nehmen wahr, dass unser Geist ruhig ist.
- Wenn wir gehen, nehmen wir jeden Schritt wahr.
- Wenn wir atmen, nehmen wir wahr, dass unser Geist ruhig ist.
Egal mit welcher Übungstechnik wir üben: Annupassana, Vipassana, Samatha oder Samadhi, müssen wir immer „die Achtsamkeit vor uns hinstellen“. Ob es mit verbalem oder Nonverbalem Bewusstsein (Gewahrsein) handelt, ist halb so wichtig, wichtig ist, dass die Wahrnehmung neutral und objektiv bleibt. Wenn sie also rein ist, kein „Ich-Selbst“ mehr beinhaltet, dann ist es die Soheit.
Zusammenfassend finden wir, dass die Kultivierungsmethode, die der Buddha uns lehrte, einfach und praktisch ist. Alle Bhikkhus des Buddhas führten diese Lebensweise. Eine wichtige Eigenschaft dieses Kultivierungsweges ist die Entschlossenheit. Das Ziel muss gesetzt und entschlossen erreicht werden: Ein Leben ohne Anhaftung, alles loslassen. Wie sollen wir es machen?
Hier können wir zwar nicht jeden Morgen einen Almosengang machen aber wenn wir weniger komfortablen Anspruch an das alltägliche Leben stellen würden, würden wir erkennen: „das ist genug“ und wenn wir viel Zeit mit den Übungen verbringen würden und wir würden bei den täglichen Aktivitäten immer an „Hier und Jetzt“ denken, würden wir wahrnehmen, was wir gerade tun, wie unser Geist im Moment ist und wie wir uns gerade anfühlen... Wenn wir unseren Geist regelmäßig auf diese Weise beobachten würden, würden wir mit der Zeit erkennen, dass unser Geist immer ruhiger, reiner und objektiver sein würde. Das wäre die Natur des Geistes und wir sollten uns bemühen, in diesen Geisteszustand zurückzukehren und zu verweilen. Das wäre der Kultivierungsweg.
Liebe Freunde, wir haben 6 Darstellungen der Schüler Buddhas gehört und wir haben auch 6 verschiedene Kulturvierungswege kennengelernt. Hätten wir 1250 Darstellungen von den 1250 Arahats gehört, hätten wir 1250 verschiedene Kulturvierungswege kennengelernt. Warum gibt es denn so viele Wege, obwohl alle nur einen Buddha als Lehrer hatten? Weil jeder von uns ein eigenes Niveau und eigene Lebensumstände hat. Daher haben die Patriarchen gesagt, dass es 84.000 Wege gebe, die zur Erleuchtung führen werden. 84.000 ist nur eine allgemeine Darstellungszahl wie ein Haus mit vielen Türen. Was bedeutet es eigentlich? Das bedeutet, dass ein Haus keine Türe und keine Wände hat. Man kann überall in das Haus hinein gehen, wo man will.
84.000 Dharma-Türen bedeuten auch keine Dharma-Türe. Wieso? Egal wo wir sind, wir können das Haus betreten, wann und wo wir wollen, da es unser eigenes Haus ist. Wir befinden uns bereits in diesem Haus. Nur haben wir es nicht wahrgenommen, weshalb haben wir es überall gesucht. Wenn wir aber ein einfaches und natürliches Leben führen würden, würden wir schon in unserem eigenen Haus wohnen.
Es gibt also keinen Kultivierungsweg zum Üben. Wenn es einen gäbe, dann würden wir auf diesen gehen müssen und wir würden am Ziel ankommen müssen. Das heißt, wir würden immer noch versuchen, das Ziel zu finden und je mehr wir versuchen, es zu finden desto weiter würden wir uns von diesem "Zuhause" entfernen.
Wir sollten nicht den Sohn eines reichen Mannes, der, wie die Geschichte im Lotos-Sutra, von zu Hause weglief, nachahmen: „Ein Sohn, jung an Jahren, verließ seinen Vater und lebte fast fünfzig Jahre lang in der Fremde, wo er immer mehr in Not geriet. Auf seinen Wanderungen kam er eines Tages zufällig an dem Haus seines Vaters vorbei, erkannte es aber nicht und so hat er weitere 20 Jahre lang den Hof seines Vaters gekehrt. Als er seinen eigenen Vater erkennen konnte und das gesamte Vermögen seines Vaters erbte, hatte er bereits graue Haare auf seinem Kopf. Glaubst du, er noch Zeit hat, um andere Menschen zu helfen?
Liebe Freunde, habt ihr schon graue Haare?
Meditationshalle, den 26- 06- 2022
TN
Link zum vietnamesischen Artikel: https://tanhkhong.org/p105a3253/triet-nhu-tieng-hat-giua-troi-bai-22-84-ngan-phap-mon